Technik Flachdruck / Lithographie
Als Flachdruck bezeichnet man künstlerischen Techniken wie Lithographie, Algraphie, Zinkographie (auf Aluminium- bzw. Zinkplatten), Grano-, Licht- und Offsetdruck. Druckende und nicht druckende Elemente befinden sich in gleicher Höhe: Das Prinzip dieses Druckverfahrens beruht auf dem Gegensatz von Fett und Wasser.

Im Atelier stehen Steine im Format 13 × 16 cm bis 43 × 62 cm bereit. Das vorbereitende Schleifen muss manuell durchgeführt werden. Weitere Werkzeuge sowie unterschiedliche lithographische Tusche und Kreide sind vorhanden. Gedruckt wird auf einer Steinreiberpresse der Firma Erasmus Sutter von 1839 mit einem Wagenformat von 83 × 108 cm.
Erklärung
Die Lithographie (lithos = »Stein« und graphein = »schreiben«) ist in der Graphik die grundlegende und verbreitetste Art des Flachdruckes. Sie ist eine sehr schöne und zugleich in den Grundzügen einfache Technik, welche der Zeichnung auf Papier am nächsten steht und dabei getreu den Charakter der Handschrift des Künstlers erfaßt.
Das Prinzip der Lithographie beruht auf dem Gegensatz von Fett und Wasser – Fett und Wasser stoßen einander ab. Das zu druckende Bild wird mit fetthaltigem Material auf den vorbereiteten Stein aufgebracht. Der Stein wird mit einer Lösung von Gummi Arabicum, Wasser und Salpetersäure geätzt (chemische Präparierungen) damit nicht druckende Stellen das Wasser besser halten, und druckende Stellen das Wasser besser abstoßen.
Technisches Verfahren
Die bekannteste lithographische Techniken sind Kreide-, Feder- und Pinselzeichnung, Lavierung, Spritzmanier, Schabtechnik, Aussprengverfahren, Umdruck (Autographie), Ablösetechnik.
1. Schleifen und Präparieren der Steine
Der Vorgang des Schleifens soll den Stein eben machen, die alte Zeichnung optisch sowie chemisch entfernen und für eine neue Zeichnung vorbereiten. Als Schleifmittel dient Korund-Sand der Korngrößen 80 (grob) über 120-180 (mittel) bis zu 240 (fein). Zum Entsäuern (chemische Struktur der alten Zeichnung/Fetteile entfernen) zwischen dem 1. und 2. Grob-Löschschliff benutzen wir 15%ige Essigsäure auf dem trockenen Stein, danach muß der Stein wieder gut gespült werden! Die Ebenheit des Steins prüfen wir mit einem Stahllineal und runden die Ränder mittels feiner Feile. Nun folgt Mittelschliff, Spülen, Feinschliff und wieder Spülen des Steins.
Für die Herstellung einer Kreidezeichnung muß der Stein gekörnt werden. Dazu verwenden wir Korund (mittel) und etwas weniger Wasser als beim Schleifen. Für einen Umdruck ist der Stein zu mattieren (feines Korn/mehr Wasser) oder zu bimsen (Bimsstein), für eine Federzeichnung zu mattieren oder zu polieren (Schleifen mit 240er- oder feinerem Sand bzw. Polierstein) und für eine Gravur zu polieren. Dieser letzte Arbeitsschritt sollte kurz vor dem Bezeichnen stattfinden, denn der Stein muß „frisch“ sein – sonst ist er durch die Einwirkung von Sauerstoff weniger fettempfänglich.
2. Zeichnen
Auf dem neutralen Stein kann man:
- Zeichnen mit lithographischen Kreiden und/oder
- Arbeiten mit lithographischer Tusche: Feder- und Pinselzeichnung, Laviertechnik, Spritztechnik
3. Präparieren – Ätzen
Der Stein kann je nach Motiv und Art der Zeichnung unterschiedlich geätzt werden:
- Mit reinem, im Wasser gelösten Gummiarabicum, ca. 3 bis 24 Stunden glatt ziehen und mit Käsetuch polieren.
- Mit leichtem Ätzgummi (0,625 bis 2,5 % Salpetersäure) für ca. 30 bis 180 Sekunden.
- Mit starkem Ätzgummi (2,5 bis 5 % Salpetersäure) für ca. 30 bis 180 Sekunden.
- Auf dem trockenen Stein.
- Auf dem mit frischem Gummiarabicum gefeuchtetem Stein.
Nach jedem Ätzvorgang sollte das Gummiarabicum und/oder Ätzgummi abgewaschen werden, der Stein trocknen lassen, die Zeichnung talkumiert werden, und anschließend seine Oberfläche mit wenig Gummiarabicum poliert werden.
Das Auftragen des Ätzgummis kann mit der Hand oder einem Schwamm, Leinentuch oder Pinsel passieren.
Die erste Ätzung wird auf dem mit Tusche oder Kreide gezeichneten Stein gemacht. Vor der zweiten Ätzung müssen Tusche und Kreide entfernt werden und mit Federfarbe ersetzt, die deutlich säureresistenter ist. Dafür wird der gummierte Stein mit Terpentinbalsamöl zuerst, und dann mit Auswaschtinktur eingerieben. Diese zwei Flüssigkeiten wirken nur auf den gezeichnete Stellen, da die offene Stellen mit Gummiarabicum abgedeckt bleiben (Gummiarabicum ist nur mit Wasser löslich).
Der Stein trocknen lassen, und dann mit Schwamm und sauberem Wasser gut auswaschen. Auf dem feuchtem Oberfläche (nicht nass! Es dürfen keine Wasserperlen sichtbar sein) die Federfarbe anwalzen, bis wenn die Zeichnung nicht mehr bräunlich sondern schwarz aussieht. Der Stein wieder trocknen lassen, mit Talkum abtupfen, und dann mit Gummiarabicum polieren.
Die Oberfläche mit wenig Wasser und/oder Gummiarabicum leicht anlösen, und mit der zweite Ätzung starten. Der Stein wird dann gut ausgewaschen und soll entweder feucht gehalten und gedruckt werden, oder trocknen lassen, mit Gummiarabicum polieren und lagern.
4. Vorbereiten der Druckmaschine
Um einen erfolgreichen Druckdurchlauf ohne gebrochene Steine bzw. »gefaltenes« oder »schiefes« Druckpapier zu erreichen wird der Stein mit Hölzern auf dem Druckwagen »arretiert«, die Druckpapieranlage eingerichtet, der Reiber entsprechend Steingröße eingebaut und in Druckstellung auf Höhe voreingestellt und gefettet. Auch der Preßspan/die »Reiberpappe« muß gefettet werden. Nun beginnt das Einfärben des feuchten Steins (siehe Drucken). Da das Druckbild bei diesem Vorgang (ca. 3 × Einwalzen) noch nicht die für die Auflage optimale Farbführung hat und die Einstellung der Maschine ein wenig Zeit benötigt, wird für den Andruck entsprechendes Papier verwendet. Dieses auf den Stein, darüber die Zwischenlage und die Reiberpappe auflegen. Den Druckwagen vorfahren bis der Reiber sich knapp auf/über dem Stein befindet – diesen »Druckbeginn« markieren. Den Reiber mittels »Bengel« senken und heben – dabei die Druckkraft (ca. 350-400 bar 35.000.000 Pascal) per Handrad nach Erfahrung und mit Gefühl einstellen. Nun den Wagen bei Reiber-in-Druckstellung zügig weiterbewegen bis sich der Reiber noch knapp auf/über dem Stein befindet, Reiber heben und dieses »Druckende« markieren.
VORSICHT: Niemals die Kurbel loslassen während sich der Reiber bei »Druckbeginn« oder »-ende« befindet!
Nun vorsichtig das bedruckte Papier mit beiden Händen abziehen, dabei mit der »dritten« Hand den Stein feuchten. Sollte dieser Andruck keine gravierenden Mängel aufweisen kann mit dem Druck begonnen werden.
5. Drucken
Mittels »Nass«-Schwamm den Stein mit Wasser feuchten. Papier mit dem dafür vorgesehenen Schwamm zuerst Rückseite, dann Druckseite feuchten. Nun wieder mittels »Nass«-Schwamm den Stein feuchten, mittels zweitem, minimal feuchtem Schwamm Oberflächenfeuchtigkeit minimieren. Einfärben des Steins per Handwalze, wieder feuchten. Steinoberfläche, wenn erforderlich, an nichtdrucken-sollenden Stellen von Farbe reinigen, danach feuchten. Vorgang wiederholen bis das Bild die zum Drucken erforderliche Farbmenge hat. Gefeuchtetes, oberflächentrockenes Papier, Zwischenlage und Druckreiberpappe auflegen, Wagen bis Druckbeginn unter den Reiber fahren, Reiber niederdrücken mittels Handhebel (Bengel), Wagen bis Druckende weiterfahren, Reiber heben, Wagen in die Ausgangslage zurückfahren und die Reiberpappe/Zwischenlage herunternehmen. Nun vorsichtig das bedruckte Papier mit beiden Händen abziehen, dabei mit der »dritten« Hand Stein feuchten und das bedruckte Papier dann auf/in den Pappentrockner legen. Hier kann es auf seine Qualität nun »geprüft und ausgewertet« werden und sollte zwischen den feuchtigkeitsaufnehmenden Pappen ca. 3–4 Tage trocknen.
6. Korrekturmöglichkeiten
Den Stein evtl. anwalzen, trocknen, talkumieren und durch Wegschaben (+ Ätzen 5%) korrigieren oder folgend die Scheideschicht mit Essig (5%) kurz (ca.1 min) entfernen. Anschließend abwaschen und wieder trocknen. Nun kann die Zeichnung ergänzt oder durch Wegschaben (+ Ätzen 5%) korrigiert werden. Es folgt jetzt wieder der Vorgang des Präparierens.
7. Das Löschen der »Zeichnung« auf den Steinen
Die Rest-Druckfarbe läßt sich am besten gleich nach dem Druck entfernen. Sie wird dann mit Terpentinbalsamöl vom wassernassen Stein heruntergewaschen/-gerieben. Nass halten und mit Wasser nachspülen! Der folgende Vorgang des Schleifens (zwei Steine mit der Zeichnungsseite gegeneinander) soll die Steine wieder eben machen, die alte Zeichnung optisch sowie chemisch entfernen und bereits für eine neue Zeichnung vorbereiten. Als Schleifmittel dient Korund-Sand der Korngröße 80 (grob). Zum Entsäuern (chemische Struktur der alten Zeichnung/Fetteile entfernen) zwischen dem 1. und 2. Grob-Löschschliff benutzen wir 15%ige Essigsäure auf dem trockenen Stein, danach muß der Stein wieder gut gespült werden! Die Ebenheit des Steins prüfen wir mit einem Stahllineal und runden die Ränder mittels feiner Feile. Ist die Steinoberfläche durch falsches Schleifen oder eventuell zu starkes Ätzen konkav oder konvex, müssen die höherliegenden Stellen durch den »Korrektur- oder Geradschliff« entfernt/eingeebnet werden. Nun kommen sie gekennzeichnet ins Steinregal und „warten“ dort auf ihren nächsten Einsatz.
Geschichte
Entwickelt im Jahr 1798 von Alois Senefelder – er nannte es »chemischen Druck« -, erreichte die Lithographie in der Vervielfältigung große Bedeutung. Ursprünglich suchte Senefelder eine billige Technik für die Produktion von Theater Plakate, möglichst mehrfarbig. Nach sehr langer Forschung entwickelte er die lithographische Technik sowie die ersten Hand- und Reiberpressen. Bekannt als die Oma des modernen Offset-Verfahrens, wurde sie bis Anfang 1900 industriell verwendet. Sie wurde ab ca. 1850 langsam mit der sich entwickelnde Offsetdruck ersetzt. Bei Offsetdruck werden Steine mit Aluminiumplatten und -Zylinlder ersetzt, was die Geschwindigkeit und Genauigkeit erhöht.
Goya, Daumier, Matisse, Picasso, Miró, Chagall, Tàpies und Rauschenberg, um nur einige zu nennen, schufen damit hervorragende Werke. Und jeder kennt die mehrfarbigen Plakate von Henri Toulouse-Lautrec. Heutzutage bestätigen alle Lithographen ihren Reiz und ihre Lebendigkeit. Sämtliche Lithographiesteine, die weltweit heute zum Einsatz kommen, stammen aus Solnhofen in Niederbayern. Aus dem Kalkschieferplatten in der Region werden Steine mit spezieller Dichte und Reinheit gewonnen. Diese bildeten sich vor ca. 60-150 Millionen Jahren aus Ablagerungen von unzähligen kleinsten Einzellern mit Einschlüssen von Fossilien im »Urmeer«.
Signieren von Druckgraphik
nach den “Regeln” von Lothar Lang, Der Graphiksammler, Berlin 1979
Links unter die Graphik werden Abdrucke vor der Auflage mit römischen Zahlen, evtl. auch als Probedruck = E.E., oder als Belegdruck für den Künstler (Anzahl = 10% der Auflagenhöhe) = e.a./E.A. = Épreuves d´artiste = A.P., oder außerhalb des Verkaufs = h.c. = hors commerce; die Auflage, wenn die Druckreihenfolge bekannt ist, als Bruchzahl, im Zähler die laufende Nummer und im Nenner die Auflagenhöhe ausgezeichnet. (Ansonsten immer 1-Auflagenhöhe.)
Rechts erfolgt die Unterschrift und das Entstehungsdatum, in der Mitte ein eventueller Titel und/oder Zyklus. Es wird hier manchmal auch die Technik vermerkt.